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Die eigenen Stärken entdecken


Kunst als kreative Ausdrucksform zu sehen, dazu ermutigt Dr. Joanna Zofia Rose ihre Schülerinnen und Schüler - auch digital. Kürzlich entstanden originelle Bilder und Skulpturen Chemnitzer Sehenswürdigkeiten.

 

Den Blick öffnen für die vielen Facetten von Kunst sowie den Schülerinnen und Schülern dabei helfen, die eigene Ausdrucksweise finden: Das ist der Anspruch von Dr. Joanna Zofia Rose an ihren Kunstunterricht. Die gebürtige Polin arbeitet seit dem aktuellen Schuljahr an den weiterführenden DPFA-Regenbogen-Schulen Chemnitz. Foto: Dr. Joanna Zofia Rose / DPFA Chemnitz

 

Ein einziges Blatt Papier, kein Radiergummi und kein Lineal – darauf legt Dr. Joanna Zofia Rose in ihrem Kunstunterricht viel Wert. Für sie sind es nicht nur bloße Regeln, an die sich die Schülerinnen und Schüler halten sollen. Nein – es sind die Voraussetzungen für das perfekte imperfekte Kunstwerk. „Es gibt kein Richtig und kein Falsch in der Kunst. Es geht darum, für Dinge, die man vielleicht korrigieren oder noch einmal von vorn beginnen möchte, eine neue Idee zu finden, sie zu verwandeln und das Bild anders weiterzuentwickeln als geplant“, so die Kunstlehrerin an DPFA-Regenbogen-Oberschule und DPFA-Regenbogen-Gymnasium. „Es muss nicht perfekt sein. Mir ist viel wichtiger, dass die Schüler die Freude an der Kunst in sich selbst finden – dass der Unterricht sie so fördert, dass sie ihre Stärken entdecken und künstlerisch zum Ausdruck bringen“, sagt die promovierte Kunsthistorikerin, die es über mehrere langjährige berufliche Stationen von ihrem Heimatland Polen nach Island und Irland und schließlich nach Sachsen verschlug.

 

Welche Sehenswürdigkeit meiner Heimatstadt gefällt mir so gut, dass ich versuche, sie nachzuzeichnen bzw. nachzubauen? Dieser Frage gingen die Schülerinnen und Schüler im Kunstunterricht nach. Entstanden sind ganz unterschiedliche Werke von Chemnitzer Highlights. Foto: Caroline Lindner / DPFA Chemnitz

 

Seit Beginn des Schuljahres 2020/21 gibt die Pädagogin in allen Klassenstufen beider Schulformen Kunstunterricht. Die Schüler dazu ermutigen, die eigene Komfortzone zu verlassen und Neues zu entdecken, liegen der 35-Jährigen sehr am Herzen. „Ich sage oft: ‚Ihr dürft das, ihr schafft das und ich helfe euch!‘ Es ist aber auch in Ordnung, wenn sich die Schülerinnen und Schüler damit beschäftigen, was sie gerne machen. Ich werde sie immer dabei fördern, das Neue zu entdecken, aber wenn das (noch nicht) geht, kann ich das auch akzeptieren.“

Eine Spülmittelflasche als Roter Turm

Das letzte große Projekt vor dem aktuellen Lockdown führte die Kinder und Jugendlichen in ihre eigene Stadt: Aufgabe war es, eine Chemnitzer Sehenswürdigkeit darzustellen. Die Schülerinnen und Schüler hatten die freie Wahl bei Technik, Materialien und Format. Über das „Wie“ mussten sie sich also zunächst erst einmal den Kopf zerbrechen. „Viele Kinder hatten erst einmal nur eine Idee: Entweder, was sie abbilden wollen oder wie, also mit welchen Materialien. Gemeinsam haben wir dann nach der entsprechenden Ergänzung gesucht“, beschreibt Dr. Joanna Zofia Rose den Prozess von der Aufgabe bis zum fertigen Ergebnis. Entstanden sind ganz unterschiedliche Bilder und Skulpturen – darunter eine Spülmittelflasche als Roter Turm, die Chemnitzer Esse (übrigens mit Abstand das beliebteste Motiv) aus Klopapierrollen und Watte, der Karl-Marx-Kopf als Kohle-Skizze und das Smac mit Aquarellstiften gemalt.

 

 

„In der Kunst kommt der Charakter und das Talent zum Tragen, auch bei Schülern, die das vorher nicht von sich selbst erwartet hätten“, so Dr. Joanna Zofia Rose. Ihre Kunst-AG ist daher offen für alle – auch für jene, die sich selbst vielleicht für nicht so talentiert halten. „Entscheidend ist, dass jemand Freude daran hat und im Gestalten vielleicht eine Möglichkeit sieht, sich auszudrücken.“ Das Gleiche gelte auch für den Unterricht, wenngleich dort natürlich bestimmte Anforderungen erfüllt werden müssten, so Dr. Rose. „Es ist mir wichtig, wie fleißig wie Schüler arbeiten und wie viel Mühe sie sich geben.“ Dazu zähle auch, das Werk beispielsweise pünktlich fertigzustellen oder einen Zugang zur Aufgabe zu finden, was manchen Schülern mitunter anfangs schwerfalle. „Der gesamte Entstehungsprozess fließt in die Notengebung ein“, so die Kunsthistorikerin. Dabei möchte sie die Kinder und Jugendlichen begleiten und immer wieder ermutigen, neue Wege zu gehen und sich der Aufgabe zu stellen.

Digital miteinander kreativ werden

Begleiten und ermutigen – das ist aktuell im Lockdown gar nicht so leicht, findet die DPFA-Fachlehrerin, die ihre englischsprachige Doktorarbeit der isländischen  Street Art widmete und darin auch Verbindungen zu Deutschland untersuchte. Auch fehlten den Schülern zu Hause mitunter Materialien, die sonst komplett über die Schule bereitgestellt würden. Gemeinsam werden sie dennoch nun digital miteinander kreativ – denn auch der Kunstunterricht findet regulär, wie alle anderen Fächer an den weiterführenden DPFA-Regenbogenschulen Chemnitz auch, im digitalen Klassenzimmer statt.

Teilnahme am 7. Sächsischen Kinderkunstpreis

Die Schülerinnen und Schüler bereiten sich gerade auf die Teilnahme am 7. Sächsischen Kinderkunstpreis 2021 zum Thema „Die Welt ist unser Zuhause“ vor. Die Kunstlehrerin stellt sich mit ihren Schülern dabei auch den philosophischen Fragen des Wettbewerbs: „Was bedeutet für uns „Zuhause“? Ist das nur unsere Wohnung – oder vielleicht mehr? Wem gehört unsere Welt eigentlich? Den Menschen, den Tieren, der Natur, den Politikern? Und wer kümmert sich um sie? Was braucht die Welt, um das Zuhause aller Kinder zu sein? Stell dir vor, du könntest sie so gestalten, wie sie dir gefällt. Wie würde sie aussehen?“ Schon ganz bald werden die DPFA-Schüler eine kreative Antwort darauf finden – und auf ihre Weise künstlerisch zum Ausdruck bringen.

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