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„Ich konnte meine Kreativität ausleben“


Schon bald darf sich Jana Nowotna als staatlich anerkannte Erzieherin in ihren neuen Beruf stürzen. Die gelernte Bankkauffrau hat sich nach vielen Berufsjahren in der Finanzbranche ihren lang gehegten Traum vom Erzieherberuf erfüllt. Die 51-Jährige ist eine von 65 Schülern des diesjährigen Erzieher-Abschlussjahrgangs am DPFA-Bildungszentrum Chemnitz. Ihre Facharbeit hat sie bereits abgegeben und verteidigt sowie die praktische Prüfung abgelegt. In dieser Woche stehen die schriftlichen Tests an.

Jana Nowotna steht kurz vor ihrem Abschluss als staatlich anerkannte Erzieherin. Sie hat sich bereits erfolgreich beworben und ihre Traumstelle gefunden. Foto: privat

Liebe Frau Nowotna: Die praktische Prüfung haben Sie schon hinter sich. Wie lief's?

Jana Nowotna: Sehr gut!

Herzlichen Glückwunsch! Die praktische Prüfung musste ja coronabedingt in diesem Jahr ganz anders ablaufen als sonst...

Jana Nowotna: Ja, normalerweise legen wir diese am Ende unseres letzten Praktikums direkt in der Einrichtung, also beispielsweise in der Kita, ab. Wir sollen ja in der praktischen Arbeit mit den Kindern bzw. Jugendlichen zeigen, was wir gelernt haben. Aber schon das Praktikum musste ja ausfallen.

Wie musste denn die Prüfung stattdessen abgelegt werden?

Jana Nowotna: Sie fand in der Schule statt und ging über zwei Stunden, in denen wir unser Projekt, das wir eigentlich in der Praxiseinrichtung durchführen sollten, unseren Lehrern präsentiert haben. Wir haben drei Wochen zuvor die komplexe Aufgabenstellung bekommen, in der verschiedene Handlungssituationen sowie eine fiktive Kindergruppe mit verschiedenen Charakteren und Interessen beschrieben waren. Anhand dieser Handlungssituation erstellten wir eine schriftliche Projektplanung. Darauf mussten wir während der Prüfung individuell eingehen und eine Projektaktivität präsentieren. Im Anschluss an die Präsentation erfolgte die Reflexion und ein 45-minütiges Fachgespräch.

Für welches Projekt hatten Sie sich entschieden?

Jana Nowotna: Ich habe mich für ein Märchenprojekt entschieden. Zur Präsentation meiner Projektaktivität war meine Wahl auf das Kamishibai-Erzähltheater gefallen. Dabei handelt es sich um ein hölzernes Tischtheater mit Flügeltüren, mit dessen Hilfe in großformatigen Bildkarten Geschichten erzählt werden. Ich habe das Märchen von der „Prinzessin auf der Erbse“ vorgeführt und bin dabei u.a. auf die unterschiedlichen Altersgruppen und Aufgabenstellungen eingegangen.

Sie mussten wegen der Corona-Pandemie ja lange mit der Unsicherheit leben, ob Sie Ihren Abschluss überhaupt werden machen können...

Jana Nowotna: Am Anfang war ich noch recht entspannt, auch dann noch, als wir ab Mitte März tatsächlich nicht mehr in die Schule kommen durften. Als dann klar wurde, dass unser ursprünglicher Prüfungstermin ins Wanken gerät und auf Juni verschoben wird, wurde ich dann doch etwas nervös. Ich fühlte mich eigentlich sehr gut auf die Prüfung vorbereitet, hatte aber Angst, dass die Zeit bis zur Prüfung – ohne Unterricht zu haben – dann doch etwas zu lang ist. Aber wir haben von unseren Lehrern sehr gute Aufgaben zum Üben bekommen und waren mit der Schule auch regelmäßig über E-Mail und Skype in Kontakt. Ab Ostern haben wir täglich kleine Videoaufgaben bekommen.

Eigentlich ist der Berufsabschluss ja ein guter Grund zu feiern. Das wird aufgrund der aktuellen Bestimmungen so nicht möglich sein. Wie geht es Ihnen damit?

Jana Nowotna: Ich bin schon traurig, dass jetzt alles ganz anders gekommen ist, als geplant. Eigentlich wollten die drei Abschlussklassen gemeinsam groß im Ballhaus Hilbersdorf ihren letzten Schultag feiern. Für den Abend war eine Abschlussfeier geplant. Alles war organisiert und wir wollten zwischen den schriftlichen Prüfungen und dem Praktikum die letzten Vorbereitungen treffen. Ich habe aber immer noch die Hoffnung, dass zumindest eine Zeugnisübergabe möglich sein wird.

Wie haben Sie Ihre Ausbildung bei der DPFA erlebt?

Jana Nowotna: Ich habe mich von Anfang an wohlgefühlt – und das, obwohl ich mich ja relativ spät, mit Ende 40, für die Ausbildung entschieden habe. Da war ich erst skeptisch, ob ich nicht doch vielleicht ein Exot unter den Schülern bin. Aber es hat sich zu keinem Moment komisch angefühlt, die Klassen sind vom Alter her ja auch gemischt. Ich habe diesen Schritt jedenfalls nie angezweifelt und nie bereut. Die Schulleitung hat mir von Anfang Mut gemacht und mich unterstützt. Ich empfinde es als Geschenk, dass ich so unheimlich vielfältige Dinge ausprobieren durfte und meine kreative Seite ausleben und stärken konnte – zum Beispiel beim Theater spielen.

Ich habe gehört, dass wir Ihnen schon jetzt zu Ihrem neuen Job gratulieren können! Wo fangen Sie nach der Ausbildung an?

Jana Nowotna: Ich bin ab 1. August als Erzieherin in einer durch den Kneipp-Bund zertifizierten Kindertageseinrichtung angestellt, deren Konzept mich sehr überzeugt hat. Auf diese neue Aufgabe freue ich mich ganz sehr.