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Prävention bei Mobbing in der Schule


Der 22. Februar stand als „Behaupte dich gegen Mobbing“-Tag* im Kalender. Deshalb haben wir zum Thema Mobbing in der Schule einmal in unseren Schulen nachgefragt.
Vor allem die Schulcoaches an den DPFA-Schulen nehmen sich des Themas Mobbing in der Schule besonders an.

Eine einzelne Spielfigur steht bei Mobbing in der Schule sinnbildlich einer ganzen Gruppe von Spielfiguren gegenüber.
Bei Mobbing in der Schule steht die/der Betroffene oft allein gegenüber einer Gruppe. Foto: Pixabay

„Im Schulcoach-Team gehen wir das Thema Mobbing in der Schule geschlossen an“, erklärt Susann Zschernitz. Die DPFA-weite Schulcoach-Koordinatorin betont: „Neben eigenen und auch externen Weiterbildung und der Begleitung bei konkreten Sachverhalten/Vorfällen von Mobbing in der Schule, setzen wir vor allem auf Prävention, indem wir über das Thema Mobbing in der Schule aufklären und das Klassenklima kontinuierlich durch Projekte stärken.“

Unser Schulcoach für Chemnitz und Augustusburg, Juliane Rismondo, hat unsere Fragen zum Thema Mobbing in der Schule beantwortet.

„Mobbing“ ist ein Begriff, der heutzutage geradezu inflationär verwendet wird. Ab wann kann man von Mobbing in der Schule sprechen?

Von Mobbing in der Schule spricht man, wenn ein:e Schüler:in über einen längeren Zeitraum immer wieder schikaniert wird. Dazu gehören:

  • Ausgrenzung,
  • Beleidigungen,
  • Verspotten und
  • Gewalt.
  • Oft werden auch gezielt Gerüchte verbreitet.

Meist sind nur wenige Schüler:innen aktiv am Mobbing beteiligt, aber sie werden von den Mitläufern sowohl direkt als auch indirekt darin bestärkt. Ein weiterer Teil der Schüler:innen wird zwar nicht aktiv, aber sie schauen zu oder schauen weg.

Stichwort „Cybermobbing“. Was sind die Unterschiede zu Mobbing im „echten“ Leben und was bedeutet das für die Opfer?

Cybermobbing = Mobbing online und kann in den sozialen Netzwerken stattfinden, aber auch in Videoportalen. Da Cybermobbing immer stattfinden kann, hat das Opfer oft keinen Rückzugsraum und keine mobbingfreie Zeit mehr. Die digitale Verbreitung der Inhalte kann 24/7 passieren, somit auch außerhalb der Schule und zu Hause. Ein weiterer Unterschied ist die Geschwindigkeit der Verbreitung. Oft erreichen diese Inhalte innerhalb kürzester Zeit einen großen Personenkreis. Hinzu kommen eine mögliche Anonymität durch Fakeprofile oder Pseudonyme und Einstellungen in einigen App-Funktionen, die das automatische Löschen von Inhalten ermöglichen. Dadurch fällt es schwer, die Täter:innen zu ermitteln und Beweise zu sichern.
 

Mobbing in der Schule: Kind sitzt traurig auf dem Fensterbrett.
Cybermobbing verfolgt die Betroffenen bis in ihr Zuhause, was ihr Leid erheblich verstärkt. Foto: Pixabay

Welche Maßnahmen der Präventionsarbeit bei Mobbing in der Schule bzw. Cybermobbing gibt es an unseren Schulstandorten?

In der Prävention von Cybermobbing fällt der Medienkompetenz eine Schlüsselrolle zu. Unter Medienkompetenz verstehe ich das Vermögen, das eigene Verhalten im Netz zu reflektieren, Regeln im Umgang und der Kommunikation mit anderen Nutzern einzuhalten und verantwortungsbewusst mit meiner Nutzungszeit umzugehen.

  • Welche und wie viele persönliche Informationen gebe ich von mir preis?
  • Welche Mitteilungen leite ich besser nicht weiter?
  • Was sollte ich einem Erwachsenen melden?
  • Was ist fake und was ist echt?

Im Rahmen von Projekttagen wird dieses Thema aufgegriffen und gemeinsam in der Klasse bearbeitet. Zusätzlich arbeiten wir mit externen Anbietern zusammen, welche wir in die Klassen und auch zu Elternabenden einladen können. Gemeinsam festgelegte Klassenregeln und Regeln für den Klassenchat begleiten die Schüler:innen durch den Schulalltag. Bei auftretenden Schwierigkeiten haben die Lehrer:innen und ich als Schulcoach immer ein offenes Ohr.

Was können Schüler: innen tun, wenn sie das Gefühl haben, dass Mitschüler:innen von Mobbing in der Schule betroffen sind?

Schüler:innen können sich immer direkt an Lehrer:innen und den Schulcoach wenden. Besonders wichtig ist die Unterstützung der betroffenen Person. Diese kann nicht allein das Mobbing in der Schule beenden. Daher sollten sie sich Schüler:innen vor allem auch an den betreffenden Mitschüler wenden und ihre Unterstützung anbieten.

Niemals sollten sie die entsprechenden Fotos oder Videos weiterleiten. Damit können sie sich nicht nur strafbar machen, sondern sie unterstützen das Mobbing in der Schule weiterhin und verschlechtern die Situation für das Mobbingopfer.

Welche Veränderungen im Verhalten ihrer Kinder sollten Eltern aufhorchen lassen?

Betroffene Kinder beginnen oftmals sich zurückzuziehen, wollen nicht mehr zur Schule gehen und haben bisweilen auch körperliche Beschwerden im Zusammenhang mit dem Schulbesuch. Hinzu können Schlafstörungen kommen und ein veränderter Umgang mit sozialen Medien. Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Kind und sprechen Sie die wahrgenommenen Veränderungen an.

Was ist ihr Ratschlag an Eltern, wenn sich ihr Kind ihnen öffnet und von Mobbing in der Schule berichtet?

Bitte nehmen Sie Ihr Kind unbedingt ernst! Oftmals öffnen sich die Kinder erst, wenn das Mobbing in der Schule schon eine Weile andauert und der Leidensdruck immens gestiegen ist. Das Kind braucht jetzt den bedingungslosen Rückhalt und die Zuwendung der Eltern, Familie und Freunden. Bestärken Sie sein Selbstvertrauen. Wenn das Mobbing im Schulumfeld stattfindet, können die Eltern auch den Kontakt zur Schule suchen und weitere Schritte besprechen. Sprechen Sie diese Schritte immer mit Ihrem Kind ab. Dazu gehören etwa:

  • Beweise sichern (Screenshot der entsprechenden Nachrichten, Posts oder Bilder),
  • die Betreiber der Plattformen zum Löschen der Bilder/Nachrichten kontaktieren,
  • den Kontakt des Mobbers blockieren.

Die Polizei einzuschalten ist ebenfalls eine Möglichkeit, denn das Cybermobbing kann verschiedene Straftatbestände erfüllen.
 

Bei Indizien für Mobbing in der Schule wenden Sie sich bitte an den jeweiligen Klassenlehrer oder direkt an unseren Schulcoach Juliane Rismondo. Die Kontaktdaten finden Sie im Schulintranet.


* Durch das Tragen von pinkfarbenen T-Shirts solidarisierten sich 2007 zwei Studenten mit ihrem Kommilitonen, der zuvor wegen des Tragens eines pinkfarbenen Hemdes von anderen Studenten gemobbt wurde. Daraus entstand die Bewegung „Behaupte-Dich-gegen-Mobbing“. Zweimal im Jahr, einmal im Februar und einmal im November, findet nun der internationale „Behaupte-Dich-gegen-Mobbing-Tag“ statt. (Quelle: netzwerk-gegen-gewalt.hessen.de/veranstaltungen)