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So werden Schüler selbstständig


Ab diesem Schuljahr wird an DPFA-Regenbogen-Oberschule und -Gymnasium das Konzept des selbstorganisierten Lernens (SOL) eingeführt. Zwei Stunden täglich können die Kinder und Jugendlichen aus einem fächerübergreifenden und kreativen Angebot wählen, was sie für ihren Lernprozess brauchen und was nicht. Wie das funktionieren soll, erklärt Schulleiter Dennis Lischo im Interview.

Ein Mann in dunkelblauem Anzug steht vor einem hellen Hintergrund.
Dennis Lischo leitet die DPFA-Regenbogen-Oberschule und das DPFA-Regenbogen-Gymnasium seit 2019. Im Konzept des Selbstorganisierten Lernens sieht er große Stärken. Foto: Ines Escherich Fotografie

Herr Lischo, selbstorganisiertes Lernen soll mit Schuljahresbeginn fester Bestandteil des Stundenplans von Oberschule und Gymnasium werden. Wie muss man sich das konkret vorstellen?

Das selbstorganisierte Lernen wird täglich in unseren Schulalltag eingebunden. Montags im Anschluss an unsere traditionelle Klassenleiterstunde und Dienstag bis Freitag in unserem 4. Block. Die Zeit am Ende des Schultages haben wir bewusst gewählt: Das Angebot ist freiwillig. Die SOL-Stunden können genutzt werden, müssen aber nicht. Wir möchten Eltern und Schülern Zeit geben, das Konzept kennenzulernen. Wir hoffen aber natürlich, dass das Angebot gut angenommen wird.

Worum geht es inhaltlich, wie läuft so eine SOL-Zeit ab?

Das selbstorganisierte Lernen zielt darauf ab, die Schülerinnen und Schüler in ihrer Selbstständigkeit zu stärken. In unserer SOL-Zeit stehen in unseren Unterrichtsräumen nach einem vorher festgelegten Plan unsere Fachlehrer:innen oder GTA-Leiter:innen (GTA = Ganztagesangebot) mit verschiedenen Themen und Angeboten allen Klassenstufen zur Verfügung. Hierbei werden wir versuchen, alle Fächer – soweit möglich – abzubilden. Das reicht von Mathematik über handwerkliche Aktivitäten bis dahin, ein Instrument zu lernen oder ein Experiment durchzuführen. Die Schülerinnen und Schüler können täglich selbst wählen, in welchem Raum sie die SOL-Zeit verbringen möchten. Das dokumentieren sie in einem Kalender und lassen sich ihre Aktivität vom jeweiligen Lehrer bestätigen.

Aber kein Schüler geht doch freiwillig ins Mathe-Zimmer und Chemie-Kabinett, oder?

Vielleicht nicht am Anfang, aber später dann im besten Fall schon. Durch die Offenheit des Systems können die Kinder sich speziell das aussuchen, von dem sie glauben, dass es für sie und ihren Lernprozess wichtig ist. Das sollte auch Mathe oder Chemie sein. Durch das SOL-Konzept haben sie zum Beispiel die Chance, ihre Themen oder Hausaufgaben auch mal mit einem anderen als dem eigenen Fachlehrer zu besprechen. Oder mit einem älteren Schüler, der im gleichen Raum sitzt. Das fördert auch Gemeinschaft innerhalb der Schule. Dadurch, dass die Schüler:innen dokumentieren müssen, welche SOL-Angebote sie nutzen, können wir da auch regulierend eingreifen. Dann sprechen wir Empfehlungen aus, dieses oder jenes Angebot zu nutzen, weil da die Leistungen gerade nicht optimal sind.

Aber Sie brauchen da sicher auch erst einmal Erfahrungswerte…

Das ist ein wichtiger Punkt. Wir stehen ganz am Anfang und führen das System neu ein. Deshalb ist auch meine große Bitte an die Eltern, uns Zeit und auch den Raum für Weiterentwicklung zu geben. Wir werden zu Beginn des Schuljahres erst einmal in den Prozess der Findung und der Evaluation gehen. Wir müssen auch abwarten, wie die Schüler:innen darauf reagieren. Wir werden uns regelmäßig mit Eltern und den Pädagog:innen unserer Schulen zusammensetzen und darüber sprechen, was am Konzept gut läuft und was nicht.

Vier Schulkinder betrachten einen grünen Kaktus in einem Glas.
Heute Biologie, morgen Mathe und übermorgen Musik: Das Konzept des selbstorganisierten Lernens soll Schülerinnen und Schüler dazu befähigen, sich die Themen herauszusuchen, in denen sie sich weiterentwickeln möchten. Foto: Caroline Lindner/DPFA Chemnitz

Worin bestehen aus Ihrer Sicht die Stärken des selbstorganisierten Lernens?

Das Angebot hat viele Stärken – sowohl rein schulischer Natur, als auch aus sozialen Aspekten. Das Kind sucht sich die Dinge, die es braucht. Das Konzept des selbstorganisierten und kooperativen Lernens zielt darauf, die Schülerinnen und Schüler zu befähigen, ihr Lernen weitgehend selbst zu gestalten und im weitesten Sinne Handlungsfähigkeit zu erwerben. Es geht darum, selbständiger zu werden. Das bedeutet, dass die Schülerin bzw. der Schüler zunächst erst einmal lernt einzuschätzen, was sie bzw. er brauchen könnte. Was fällt mir (noch) schwer, in welchen Fächern sind Fragen offen, wo finde ich die Hilfe, die ich brauche? Es findet gewissermaßen eine Reflexion des eigenen Könnens statt. Dann muss eine Entscheidung getroffen werden, welches Angebot man wahrnimmt. Und für diese Entscheidung muss Verantwortung übernommen werden. Das alles sind Sozialkompetenzen, die spätestens bei Aufnahme eines Studiums, einer Ausbildung oder beim Auszug aus dem Elternhaus wichtig werden. Leistungsstarke Schülerinnen und Schüler, die keine Förderung im fachlichen Sinne bauchen, können in der SOL-Zeit ihren Neigungen nachgehen und zum Beispiel ein kreatives oder sportliches Angebot wahrnehmen.

Und Sie sagten, dass das offene Konzept das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Schule stärkt…

Ja, denn es findet Begegnung zwischen den Klassenstufen statt. Vielleicht fällt es einem jüngeren Schüler leichter, sein Problem in Mathe mit einem älteren Schüler zu besprechen als mit einem Lehrer. Dafür kann er die SOL-Zeit nutzen. Wir haben als Schule ja nicht nur den fachlichen Bildungsauftrag. Dazu gehört auch der Auftrag, die Schülerinnen und Schüler auf das Leben vorzubereiten. Da sehe ich im SOL-Konzept viele wichtige Aspekte, das an unseren Schulen zu erreichen.

Sie interessieren sich für einen Platz an unseren DPFA-Regenbogen-Schulen? Nutzen Sie dazu gern das Online-Formular für unser Gymnasium bzw. unsere Oberschule.