Hier findet jedes Kind seinen Platz
15 Jahre voller Lernen, Lesen, Schreiben, wissbegieriger Kinder, Freude und Herausforderungen im Schulalltag und vieler spannender Erlebnisse: Mit dem Schuljahr 2006/07 wurde die Chemnitzer DPFA-Regenbogen-Grundschule gegründet – und hätte jetzt allen Grund zu feiern. Doch die große Party zum Jubiläum muss coronabedingt erst einmal warten. Wir haben das Jubiläum trotzdem zum Anlass genommen, um mit Schulleiterin Ulrike Schindler und Hortleiterin Grit Rommel die vergangenen Jahre Revue passieren zu lassen und einen Blick auf die Zukunft zu werfen.
15 Jahre DPFA-Regenbogen-Grundschule: Was bedeutet dieses Jubiläum für Sie?
Ulrike Schindler: Das sind für mich auch 15 Jahre meines Lebens, da ich von Anfang an dabei war und die Schule aufgebaut habe. Wir – also ich, eine Musiklehrerin und zwei Erzieherinnen in Teilzeit – haben 2006 mit 21 Kindern angefangen. Das war eine tolle Zeit, so ganz allein die Verantwortung für diese neue Schule zu tragen. Ich war eigentlich alles in einem: Ich war Schul- und Hortleiterin und natürlich Lehrerin. Dankbar bin ich für das Vertrauen, das die Eltern damals in diese neue Schule gesetzt haben. Am Anfang konnten wir ja noch keine „Ergebnisse“ vorweisen.
Grit Rommel: Angefangen hat alles mit meinen Jungs, für die ich eine schulische Alternative gesucht hatte. Sie gehörten zum 2. Jahrgang der DPFA-Regenbogen-Grundschule. Und weil ich die Schule für gut befunden hatte, bin ich schließlich 2009 selbst hierher gekommen. Ich habe vorher als Heimerzieherin gearbeitet. Seit 2016 habe ich die Hortleitung inne und nebenbei ein berufsbegleitendes Studium „Soziale Arbeit“ in Mittweida absolviert. Ja, die Anfangszeit war tatsächlich besonders familiär. Wir konnten uns untereinander auf kurzem Wege absprechen und auch mal spontan eine Schnapsidee umsetzen (lacht).
Eine Schule gründet man ja nicht alle Tage… Was ist Ihnen aus dem Gründungsjahr noch ganz besonders in Erinnerung?
Ulrike Schindler: Der Lehrplan und das Schulkonzept standen natürlich fest, aber wir waren frei darin, wie wir beides umsetzen möchten. Ich bin zum Beispiel kurzfristig im Nachtzug nach Freiburg zu Prof. Preiß gefahren und habe eine Weiterbildung zum „Zahlenland“ gemacht (Anmerkung der Redaktion: Zahlenland ist eine didaktische Methode, Kindern im Vorschulalter spielerisch Grundlagen der Mathematik nahezubringen, insbesondere den Zahlenraum von 1 bis 10.). Das war einfach eine ganz intensive, erlebnisreiche Zeit. Ich kann mich zum Beispiel noch an diese Anekdote erinnern: Wir hatten damals schon keine Schulklingel – so wie heute übrigens auch: Einmal kam ein Mädchen zu mir und klagte über Bauchweh. Wir fanden heraus, dass sie einfach Hunger hatte – wir hatten in unserem Eifer ganz vergessen, eine Pause zu machen. Wir hatten uns so intensiv mit dem Thema Frühblüher auseinandergesetzt, Zwiebeln zerschnitten und geforscht, dass wir völlig die Zeit vergessen hatten (lacht). Der Tag war immer ausgefüllt. Die Atmosphäre war sehr familiär und persönlich. Dadurch, dass wir so besonders waren, haben wir sogar mal Besuch von der Oberbürgermeisterin bekommen. Da hat ein Kind gefragt, ob sie einen Bodyguard dabei hat.
Was ist Ihnen wichtig im Umgang mit den Schülern?
Ulrike Schindler: Gegenseitiger Respekt und ein höflicher Umgang miteinander. Dass die Kinder zum Beispiel grüßen, „bitte“ und „danke“ sagen oder auch nach dem Kind neben ihnen schauen, Rücksicht nehmen und sich nicht nur alles um das Eigene dreht. Das ist uns wichtig – gerade jetzt in diesen Zeiten, wo man den Eindruck hat, dass die Befindlichkeiten jedes Einzelnen wesentlich mehr in den Vordergrund gerückt sind, als das Gemeinwohl. Wichtig ist uns auch, den Kindern beizubringen, dass es sich lohnt, sich auch mal anzustrengen und bei einer Sache zu bleiben. Spaß am Lernen bedeutet für mich, dass ich mich angestrengt und dadurch etwas erreicht habe, auf das ich stolz sein kann. Dann habe ich Freude daran. Oder auch an Dingen, die ich mir selbst ausgedacht und ausprobiert habe – und das dann auch geschafft habe.
Grit Rommel: Im Dialog zu sein mit den Kindern –, dass wir mitbekommen wollen, was die Kinder so bewegt. Die Kinder sollen sich wohlfühlen bei uns, sie sollen gerne lernen, sollen Spaß am Lernen haben. Dazu braucht es die passende Lernumgebung – dass niemand lacht, wenn ich mal einen Fehler gemacht habe. Sondern, dass der Fehler gut ist. Denn den machst du nicht noch mal. Im Hort ist es uns wichtig, dass die Kinder ihre Kreativität entfalten und sich ausprobieren können – zum Beispiel beim Klangtheater, der Spielerziehung, in der Sportgruppe oder bei der Naturentdeckung.
Ulrike Schindler: Zu schauen, welche Interessen das Kind hat und wo es sich einbringen kann. Nicht jeder möchte beim Theater auf der Bühne stehen. Aber dafür kann er sich vielleicht um die Technik kümmern, die Kulisse malen oder beim Ankleiden helfen. Dann haben die Kinder auch Freude daran. So findet jeder seinen Platz.
Grit Rommel: Und den Kindern wird deutlich, dass all diese vermeintlichen „Nebentätigkeiten“ für das Endergebnis genauso wichtig sind wie die Hauptrolle. Das ist auch für die Eltern manchmal ein Lernprozess. Manche Kinder fühlen sich einfach viel wohler, wenn sie im „Hintergrund“ etwas machen können. Das muss man auch respektieren.
Was war für Sie die größte Veränderung/Herausforderung seit Sie Schulleiterin bzw. Hortleiterin geworden sind?
Grit Rommel: Das schließt eigentlich an die vorherige Frage an: Die Eltern haben sich verändert und damit auch die Kinder, weil einfach die Zeiten andere sind. Die Kinder sind heutzutage schon sehr selbstbewusste Persönlichkeiten, denen es mitunter schwerfällt, sich einer Gruppe unterzuordnen.
Ulrike Schindler: Das ist ja so der Zeitgeist, sich frei zu entfalten. Aber ohne Rücksicht geht es nicht und ich finde es wichtig, dass der Blick für das Kind neben mir geschult wird. Dass es Grenzen gibt und dass Kinder lernen, sich zu disziplinieren, gerade um den Freiraum des anderen nicht einzuschränken. Auch die Kinder zu Selbstständigkeit zu erziehen und dem damit verbundenen Verantwortungsbewusstsein. Wir erklären den Kindern das auch immer wieder ganz in Ruhe. Gerade zum Tag der offenen Tür war das immer schön zu beobachten, wie die Kinder die Interessenten durch die Schule geführt und dabei stolz erzählt haben. Die Besucher sehen dann, wie schnell die Kinder so eine tolle Leistung hinbekommen, da auch die Zweitklässler schon führen. Das beeindruckt immer sehr.
Und 2020 kam Corona…
Grit Rommel: Ja, die Pandemie bestimmt seit fast zwei Jahren unseren Arbeitsalltag. Da heißt es jeden Morgen aufs Neue: Pläne machen, wie wir am besten durch den Tag kommen. Schauen, wie sich die Inzidenzen entwickeln und welche Maßnahmen wir ergreifen müssen. Und natürlich spüren wir die psychische Belastung im Team und gleichzeitig möchten wir natürlich die Kinder vor dieser psychischen Belastung ein Stück weit abschirmen.
Ulrike Schindler: Stundenausfall gab und gibt es bei uns zum Glück nicht. Bisher konnten wir immer eine Vertretung organisieren, die mit den Kindern auch zielführend gelernt hat. Jede:r Erzieher:in absolviert bei uns die DPFA-interne pädagogische Weiterbildung, um auch Lehrerfahrung zu sammeln, damit sie bzw. er im Tandem-Unterricht gemeinsam mit der/dem Lehrer:in bestimmte Dinge bearbeiten kann. Das hilft uns sehr, gut durch die Pandemie zu kommen. Auch wenn wir alle gehofft hatten, dass sie nach dem ersten Lockdown vorüber ist.
Gibt es – trotz aller aktuellen Unwägbarkeiten durch die Pandemie – Pläne für die nächsten 15 Jahre?
Grit Rommel: Im Vordergrund steht die Verschönerung unserer Außenanlagen wie der Bereich um die Turnhalle, wo aktuell Baumaßnahmen für Sitzbänke laufen, oder unserem Schulhof. Auch unser Spielplatz soll wieder erneuert werden. Dass das Schulgelände einfach optisch aufgewertet wird. Aber auch, dass wir mit unseren Schülern wieder mehr unternehmen können, so wie vor der Pandemie. Dass wir Synergien in Chemnitz nutzen und zum Beispiel ins Museum gehen sowie andere Kooperationen wieder aufnehmen können. Durch die Pandemie stehen ja noch viele Ideen im Raum, die wir nicht umsetzen konnten. Zurzeit stellt sich ja immer die Frage: Was lohnt sich überhaupt, angekurbelt zu werden? Wir leben momentan von Woche zu Woche, von Tag zu Tag.
Ulrike Schindler: Ich würde mir wünschen, dass die Eltern weiterhin Vertrauen in unsere Arbeit haben. Dass sie darauf vertrauen, dass wir wissen, was wir tun und zu schätzen wissen, wie ihre Kinder hier betreut werden. Ich glaube, das wünscht sich jede:r Pädagog:in. Und wir sehen ja, dass vielen das auch das Schulgeld wert ist. Zu uns kommen Kinder aus allen Schichten der Gesellschaft und alle sind willkommen.
Erfahren Sie mehr über das Schulkonzept der DPFA-Regenbogen-Grundschule und informieren Sie sich über die Ganztagsangebote im Rahmen der Hortbetreuung.
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