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„Wenn ich groß bin, dann werde ich…“


Feuerwehrmann, Tierarzt oder doch lieber Architekt: vom Kindergarten bis zum Schulabschluss ändert sich der Berufswunsch viele Male. Praxisberater Ralf Butterbrodt begleitet die Jugendlichen auf dem Weg zum richtigen Job, denn nicht immer sind die Vorstellungen realistisch, nicht immer stimmen sie mit den individuellen Stärken überein. Wie das funktioniert, hat er im Interview verraten.

Ralf Butterbrodt im Garten der DPFA-Regenbogen-Schulen
Ralf Butterbrodt betreut seit fast drei Jahren die Berufsorientierung an den DPFA-Regenbogen-Schulen. Foto: Katja Kaltofen/DPFA Chemnitz

Herr Butterbrodt, eines ihrer Ziele ist es, bei den Jugendlichen die Berufswahlkompetenz zu stärken. Worauf kommt es denn bei der Berufswahl an?

Der Beruf sollte als allererstes den privaten Interessen entsprechen. Spaß und Freude an der auszuübenden Tätigkeit sollten wichtiger sein, als das mögliche Einkommen. Langfristig macht ein Job, der keine Freude bereitet, nur unzufrieden. Ein weiterer, wichtiger Punkt ist die Möglichkeit der Weiterbildung innerhalb des Berufes. Immerhin dauert ein Arbeitsleben mindestens 40 Jahre und da sollte in regelmäßigen Abständen frischer Input dazukommen.

Wo genau setzen Sie mit Ihrer Arbeit an?

Meine Arbeit nimmt die 7. und 8. Klasse der Oberschule in den Fokus. Das wichtigste ist das Schaffen einer Vertrauensbasis zwischen den Schüler:innen und mir. Dann geht es darum, herauszufinden, worin die Jugendlichen richtig gut sind. Das Erstellen einer individuellen Potenzialanalyse ist eine meiner Kernaufgaben.

Was genau muss man sich unter einer Potenzialanalyse vorstellen?

In der Analyse werden die individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten jedes Einzelnen herausgefiltert. Die eintägige Veranstaltung enthält vier ausgewählte Gruppen- und zwei Einzelaufgaben. Zum Abschluss gibt es eine Selbsteinschätzung jedes Jugendlichen.
Sie ermöglicht Schüler:innen ihre Stärken in fünf verschiedenen Kompetenzfeldern zu zeigen. Die Aufgaben haben vorrangig spielerischen Charakter. Es gibt keine Noten und es herrscht kein Leistungsdruck. Da geht es mal nicht darum, was sie nicht können, sondern was sie können.

Schulklasse während der Besichtigung des eins-Kraftwerks. Schüler und Schülerinnen sehen in die Kamera.
Auch Betriebsbesichtigungen gehören zum Programm der Praxisberater. Foto: Caroline Lindner/DPFA Chemnitz

Wie geht es danach weiter?

Nach der Potenzialanalyse suche ich das Einzelgespräch mit der Schülerin bzw. dem Schüler, dem ein zweites folgt, bei dem auch die Eltern dazukommen. Gemeinsam wird auf der Grundlage der Stärken ein individueller Entwicklungsplan mit konkreten Empfehlungen erarbeitet. Es wird geschaut, wie weit Realität und Wunsch zusammen- oder eben auseinanderliegen. Ich unterstütze im weiteren Verlauf auch bei Praktikumsverträgen und der Erstellung von Bewerbungsschreiben und Lebenslauf.

Durch die Corona-Pandemie ist der persönliche Kontakt zu Schülern und Eltern schwieriger geworden. Hat Corona ihre Arbeit noch in anderer Hinsicht beeinflusst?

Leider Ja! Ein weiterer Schwerpunkt meiner Arbeit umfasst die Planung von Exkursionen oder Betriebsbesichtigungen sowie der gemeinsame Besuch von Messen und anderen Aktionstagen zur Berufsorientierung. Corona macht es uns da nicht so einfach. Hier können viele Veranstaltungen nicht stattfinden, Unternehmen sagen Besichtigungen oder Praktika ab. Da geht unheimlich viel Potenzial verloren. Das ist sehr schade.

Wie können Eltern die Phase der beruflichen Orientierung unterstützen?

Die Kinder finden allein schwer die Antwort auf Fragen wie diese: Wo liegen meine Stärken und Interessen und welcher Beruf passt zu mir? Die Eltern sollten den Kindern hier unbedingt zuhören, Interesse zeigen und die Ideen der Kinder zulassen. Aber wichtig ist es dann natürlich auch, die Möglichkeiten im Dialog mit dem Kind realistisch einzuschätzen.

Bei der anschließenden Suche nach einem passenden Praktikumsplatz sollten die Eltern eine Unterstützerrolle einnehmen: Die eigentliche Initiative zur Suche muss vom Jugendlichen ausgehen.

Zum Abschluss interessiert uns noch, was für Sie das Besondere an Ihrem Job ist?

Ich liebe meinen Job, weil ich täglich mit den Schüler:innen über ihre Zukunft sprechen kann und sie aktiv während dem Prozess der beruflichen Orientierung unterstützen kann.

Vielen Dank für das Gespräch.

Im Schul-Intranet erfahrt ihr, wo und wann genau ihr Ralf Butterbrodt antreffen könnt und wie ihr ihn per Telefon oder E-Mail erreicht!